RÖNTGENLAUF 2006 - EINIGE GEDANKEN IM VORFELD

Vorsicht, dieser Bericht ist relativ lang und noch in etwas euphorischer Stimmung aus der unmittelbaren Erinnerung am Abend geschrieben, denn auch diesmal war die Teilnahme an der ULTRAMARATHON-Staffel am 6. RÖNTGENLAUF 2006 in REMSCHEID für mich ein denkwürdiges und nachhaltiges Erlebnis ...

Die Strecke beträgt insgesamt 63,3km – ein klassischer ULTRAMARATHON. In 3 Etappen zu je 21,1 km werden als 1. Ziel das Industriedenkmal CLEMENSHAMMER (Halbmarathon), als 2. Ziel (Marathon) das FREIBAD ESCHBACHTAL und als Endziel der letzten Etappe (Ultramarathon) der Ausgangspunkt am SPORTZENTRUM HACKENBERG  erreicht. Der Höhenunterschied auf der Ultrastrecke beträgt 1.100 Meter. Der erste Abschnitt führt bei 360 Höhenmetern tendenziell abwärts, der zweite Abschnitt ist weitgehend mit 450 Höhenmetern ausgeglichen, während im letzten Abschnitt der Höhenverlust vom Anfang wettgemacht wird. 

Nach dem Gewinn des Titels „Älteste Ultramarathon-Staffel“ im Jahr 2004 (zusammen mit den verstorbenen Freunden Erich Roell, 66 Jahre (+) und Bernd Janowsky, 58 Jahre (+) und mir damals 49 Jahre = 173 Jahre ! insgesamt 5:02 Stunden) und dem Gewinn des Titels „Beste Ultramarathon-Mixed-Staffel“ im Jahr 2005 (zusammen mit Nele Wild-Wall und Stefan Lippold im Team BSG WAZ / TUSEM Essen, insgesamt 4:38 Stunden) rechnete ich mir in diesem Jahr in der neu formierten Ultramarathon-Staffel der Männer unter dem Namen „Alfried Krupp Krankenhaus“ (mit CHRISTIAN EICK, 35 Jahre, und FLORIAN GLAHN, 30 Jahre) einen Platz unter den ersten 10 bei den Ultramarathon-Staffeln aus.

Zusammen erwarteten wir als Mannschaft bei Einzelzeiten von 1:30 und 2 x je 1:25 Stunden für die einzelnen Halbmarathon-Abschnitte eine Endzeit von insgesamt ca. 4:20 Stunden !  Das war schon ziemlich optimistisch gedacht, da ich nach meinen beidfüssigen Blutblasen vom Baldeneysee-Marathon und der folgenden schmerzhaften Sehnenscheidenentzündung entlang der unteren Schienbeinkante ziemlich gehandicapt in den Lauf hineinging. Ich wusste vom Lauftest am Vortag, dass ich vor allem beim Bergablaufen mit starken Schmerzen rechnen musste. Doch Wettkämpfe können durch ENDORPHINE ja auch eine aufmunternde und zugleich schmerzbetäubende Wirkung haben : also hinein ins RISIKO ...

 

VOR DEM START

Am Morgen war zunächst frühes Aufstehen und Anreise aus Essen angesagt : doch Gott sei Dank fällt der Röntgenlauf ja immer auf das Wochenende mit der schönen ZEITUMSTELLUNG  - 1 Stunde Schlaf geschenkt ...  Bei einer Ankunft um 7:30 Uhr in Lennep kann man noch recht gut einige nahe Parkplätze finden, um dann in ca. 10 Minuten fußläufig oder per Pendelbus das Sportzentrum HACKENBERG bequem zu erreichen. Auf dem Gelände liegt auch das Freizeitbad H2O, in dem man nach dem Lauf entspannen kann. Es ist also für alles gesorgt ...


Die Stimmung vor dem Start ist wie immer großartig. Die Anmeldung klappt ruckzuck, alle offenen Fragen werden sofort und freundlich geklärt. Die Ummeldung unseres Lauf-Chips klappte problemlos. Auch die Abgabe der Kleider für die verschiedenen Endpunkte ist mit minimalem Zeitaufwand möglich. Große Hilfsbereitschaft überall .... 

 

Darüber hinaus meinte es das Wetter fast den ganzen Tag sehr gut mit uns: es gab keinen Regen, ein etwas böiger Wind, aber Temperaturen im Bereich von 12 – 18°C gegen Mittag bestimmten das Laufklima. Der Start klappt diesmal ziemlich pünktlich um 8:33 Uhr, weil keine Autos in der Innenstadt abgeschleppt werden mussten : die Oberbürgermeisterin Beate Wilding feuerte die Startpistole ab und unter dem großen Beifall der einheimischen Bevölkerung setzte sich daraufhin der lange Läuferwurm in Bewegung. Unter den ca. 4.000 Läufer und Läuferinnen befanden sich etwa 1.500 Läufer mit dem  Ziel Halbmarathon (21,1km), 300 Läufer als Marathonis (42,2 km) und 400 Läufer mit der Absicht, die gesamte Strecke als Ultramarathon (63,3km) zu laufen. Daneben gab es noch den Utramarathon-Staffel-Wettbewerb mit ca. 100 Mannschaften, bei dem 3 LäuferInnen jeweils 21,1km der Ultramarathon-Strecke bewältigen. Der Rest des Feldes konnte sich am Marathon- oder Halbmarathon-Walking beteiligen. Daneben gab es zahlreiche Wettbewerbe für Schüler und Jugendliche ....

 

DIE ERSTE ETAPPE (bis 21,1km)

 

 

Schon wenige Meter nach dem Start werden die Läufer durch eine kräftige Steigung auf über eine Strecke von ca. 500 Metern auseinandergezogen – danach geht es erst einmal hinab in das Stadtzentrum der Stadt LENNEP : Lennep ist voller enger Gassen mit Kopfsteinpflaster; die kleinen Sträßchen verlaufen kreuz und quer, bergauf und bergab und sind gesäumt von den romantischen Fachwerk- und Schiefer-Häusern dieser Gegend. Überall stehen am Rand Leute und feuern die Läufer an – das tut gut, denn die einsamen Abschnitte werden ja  noch folgen ...

 

Nach einer großzügigen Schleife durch die Innenstadt, wo man am Röntgen-Museum und Geburtshaus des berühmten Sohnes der Stadt und Namensgeber des Laufes vorbei läuft -  eine Erinnerungstafel verweist auf Wilhelm Conrad Röntgen - geht es am Alten Rathaus vorbei und über den Marktplatz und schließlich wieder bergauf und zurück zum Sportzentrum Hackenberg ... und von dort dann endgültig hinaus in die weite Landschaft um die beiden Ortschaften LENNEP und REMSCHEID herum. Sie ist voller Hügel, Wiesen und Wälder mit Büschen und Bäumen in den kräftige Farben des Herbstes, der sein würziges Aroma tief in unsere Läuferbrust hineinbläst ...

Bei 5km stoppe ich für mich genau 20:00 Minuten; gut, das kenne ich schon vom Vorjahr – 4:00 Minuten pro KM, aber die kniffligen Stellen sollen ja noch folgen ... 

Auf den nächsten Abschnitten, die über kleinere Strassen, kurvenreiche Feldwege und entlang von Wiesen und Äckern führen, ergeben sich immer wieder wunderbare Ausblicke in die bergische Landschaft hinein – in der Ferne lockt dann schon der pinselförmige Wasserturm.  Viele Abschnitte verlaufen im Wald, dort sind gefährliche „Hexenwurzeln“ und „Stolpersteine“ mit gelber Leuchtfarbe angesprüht, um böse Stürze auf dem ansonsten Laub-bedeckten Boden zu vermeiden. Der ständige Rhythmuswechsel im Laufen durch ständige Anstiege, Gefälle und kürzere Flachstücke erschwert ein gleichmäßiges Laufen – dafür ist die Landschaft immer interessant : kleine Bäche und Seen säumen den Weg. Die Strecke ist diesmal wieder bestens präpariert mit Pfeilen auf dem Boden, gelb-schwarzen Tafeln an Bäumen und Masten und dazu noch Flatterbänder. Nach KM 1 - 5 werden nur noch alle 5km genaue Kilometerangaben gemacht. Etwa 60 tüchtige  Mountainbiker begleiten die Läufer und motivieren sie auf der Strecke - vom Organisationsteam ein toller Service für uns Läufer ... 

Wir passieren mehrere kleine Orte und Ansiedelungen an der Strecke, wie z.B. HALBACH, GRUND und HAUSSIEPEN, wo kleinere Menschenpulks am Rande stehen, und die Läufer mit Ratschen und Rufen anfeueren. Bei LÜTTRINGHAUSEN geht es am Bahnhof entlang. Dann überqueren wir bei ca. 15 KM die Ronsdorfer Straße, auf der der Verkehr durch die POLIZEI angehalten wird. Es ist auf jeden Fall ein ungewöhnliches Feeling an diesem Tag, auf ASPHALT zu laufen (ich schätze vielleicht 10% der Strecke), fast zum inneren und äußeren Ausruhen für die Füsse und die Gedanken, die sonst mit großer Aufmerksamkeit den Untergrund im Voraus erahnen und sich im Kontakt ertasten müssen: aufwärts, abwärts, schräge, gerade, gekrümmte Wege mit Laub-, Sand-, Wiesen-, Schotter- und Schlammboden, gespickt mit verdeckten Wurzeln, Steinen und vorbei an herabhängenden Ästen, die die Sicht versperren ...

Nach 15km beträgt meine Zwischenzeit 1:02:00 – zu diesem Zeitpunkt nur ein Verlust von 2:00 Minuten auf die 4:00 Minuten pro KM, was einer Durchschnittszeit von 4:08 pro KM entspricht -  das ist viel besser als erwartet und ich laufe noch immer in der Spitzengruppe der Ultramarathonläufer um Sascha Velten, der von allen Seiten angefeuert wird. 

Jetzt aber kommt ein tückischer, äußerst steiler Wegabschnitt auf uns zu. Zunächst kleinere Anstiege, dann aber bei 17 km das steilste Stück mit weit über 15% – ich entscheide mich hier für das energiesparende Gehen, denn ich will mir noch einige Reserven aufsparen für die letzten 3km bergab zum Clemenshammer. Etwa 6 – 8 Läufer passieren mich in diesem Abschnitt, kommen aber im Joggingschritt kaum weiter als etwa 50 Meter vor mich. Das habe ich in den Abschnitten auf den Abwärtsstrecken immer wieder wett machen können. Also Ruhe bewahren: „Nur noch 100 Meter bis zur Kuppe, dann geht es nur noch bergab ...!“ tönt es plötzlich von der Seite. Das klingt wie ein Fanal für mich: ab in den Laufschritt und nach einer halben Minute liegt eine lange breite laubbedeckte Wald-Chaussee vor mir ! Von nun an wird es viel leichter : bei 18 km beginnt der lange Abstieg zum Clemenshammer. Inzwischen ist es 1:17:00 geworden: eine Zeit unter 1:30:00 ist also möglich !  Jetzt heißt es angreifen ...

Die Schmerzen im Bein sind längst vergessen bzw. von den Endorphinen „kaltgestellt“. Vor mir liegt die Gruppe der Läufer um Sascha Velten, immer näher rückt sie ... nach ca. 1 km habe ich sie erreicht; fast erstaunt reagieren die 5 Läufer auf die Überholung und im weiteren Verlauf der Strecke verklingen die Schritte und Geräusche hinter mir immer mehr. Vorne das nächste „Opfer“ wir nach einem weiteren Kilometer erreicht – jetzt sehe ich nur noch einen Läufer ca. 150 Meter vor mir, den ich aber nicht mehr erreiche ...

Mit gelegentlichem Blick zur Seite erkenne ich die vielen kleinen malerischen Staustufen, die hier entlang des SAALBACHES künstlich angelegt sind ... an der Talsohle erwartet uns dann im GELPETAL der CLEMENSHAMMER – wo das Ziel des Halbmarathons erreicht wird.

Schon im Mittelalter wurden in der Gegend mit Wasserkraft kleine Schmiedehandwerke betrieben: man fertigte Werkzeuge wie Hacken, Sicheln und Sensen, später auch Sägen und Feilen. Im Jahr 1750 gab es 30 spezielle Hersteller, die über 400 verschiedene Produkte fertigten; um 1800 waren es schon 4.000 verschiedene Erzeugnisse aus Eisen und Stahl: der bergische Raum wurde zusammen mit dem Ruhrgebiet zum größten zusammenhängenden Gebiet der Eisenverarbeitung in Deutschland. Der gute Ruf des „Made in Germany“ hat sich bis heute erhalten !  Die Wasserkraft wurde dabei zur Veredelung und Verformung des Metalls genutzt. Wassergetriebene Hammerwerke und Schleifkotten beschleunigten die industrielle Entwicklung des eisenverarbeitenden Gewerbes. Rund um Remscheid, gerade am Morsbach und an der Gelpe standen viele Wassertriebwerke an rasch dahinfliessenden Bergbächen.

Dabei ist der 1746 errichtete STEFFENSHAMMER im Ortsteil Clemmenshammer der einzige noch erhaltene Wasserhammer in diesem Gebiet. Er liegt malerisch am aufgestauten Hammerteich und beherbergt die Zeugnisse der vergangenen Industriegeschichte. Von einem grossen aussenliegenden Wasserrad angetrieben, dreht sich die acht Tonnen schwere Holzwelle noch heute. Eingelassene Zapfen heben den Schwanzhammer, der in regelmäßigen Anständen dröhnend auf den Amboß niederfällt. Über ein zweites, kleineres Wasserrad lief ein ausgeklügeltes Transmissionsystem, mit dem ein Federhammer, ein Schleifstein und das Gebläse des Schmiedefeuers angetrieben wurden. Heute gehört der Stadt Remscheid die Anlage, die als Industriedenkmal dem Deutschen Werkzeugmuseum angegliedert ist. Noch heute wird der Hammer für Führungen in Betrieb gesetzt.

Die Geräusche des Lautsprechers und der Zuschauer dringen jetzt an mein Ohr, dann knickt der Weg plötzlich nach rechts ab und ich erkenne die lange Zielgerade – dicht gedrängt stehen hier die Leute wie bei einem Stadtmarathon und saugen die Läufer mit ihrem tosenden Beifall förmlich ins Ziel hinein !! Mein kurzer Blick zur Uhr zeigt 1:28:31 Stunden – phantastisch !!  Und ANDREAS MENZ als toller Kommentator im Ziel vor seiner vertrauten heimischen Kulisse begrüßt mich herzlich und klärt die lokalen Zuschauer über das Laufprofil des „Professor“ und das „ALFRIED KRUPP KRANKENHAUS“ auf, das man ja eigentlich nicht bei einem Laufwettbewerb erwartet.

 

RESUMEE nach der ERSTEN ETAPPE

„Du bist etwa 20. geworden und in der Mannschaft liegen wir derzeit auf dem 7. Platz !“  ruft mir CHRISTIAN EICK noch zu, dann folgt schnell der Chip-Wechsel und ab geht es für ihn und unsere Mannschaft zum zweiten Abschnitt ...

Kurz überlege ich noch, ob ich den zweiten Abschnitt und damit den Marathon zuende laufen soll, aber eine kurze Inspektion meines rechten Beines genügt, um das Rennen hier zu beenden: es ist an der Schienbeinkante livide verfärbt und stark geschwollen -  das reicht für heute ! Beim Anblick und in der Ruhe stellen sich dann auch die Schmerzen wieder ein : die Augen sind einfach schlechte Psychologen ! Etwa 1 Minute später  wird NELE WILD-WALL aus Essen als Siegerin des Halbmarathons im Ziel mit neuem Streckenrekord gefeiert: 1:29.26 Das Gespräch mit ihr und der Austausch der Gedanken über die Strecke und den Rennverlauf lenken wunderbar ab. Zum Auslaufen für mich reicht es aber nicht ...

 

DIE ZWEITE ETAPPE (bis km 42,2)

 

Der zweite Abschnitt führt zunächst am MORSBACH entlang durch herbstlich gefärbte Laubwälder. Bei BREITENBRUCH wird eine Verkehrsstraße überquert. Danach folgt ein giftiger Anstieg durchs Gehölz hinauf Richtung HOLZ (bei km 25); entsprechend steil geht es dann auf der anderen Seite wieder hinunter und dann wieder entlang des MORSBACH. An der Strecke sieht man immer wieder alte und teilweise verfallene Schmiedewerkstätten, die von der alten Industriekultur zeugen: einige sind zu Gaststätten umfunktioniert worden.

Ein Highlight wird bei km 30 erreicht : durch den Laubwald kann man in der Höhe die schöne Eisenkonstruktion der MÜNGSTENER BRÜCKE erkennen, die im Jahr 1897 in Betrieb genommen wurde. Sie ist ca. 500 Meter lang und gilt mit ihren 107 Metern lichter Höhe immer noch als die höchste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Ursprünglich trug das Bauwerk den Namen Kaiser-Wilhelm-Brücke zu Ehren Kaiser Wilhelm I.. Doch nach dem Ende der Monarchie 1917 wurde die nahe Siedlung Müngsten, die sich an der Stadtgrenze von Solingen und Remscheid befindet, namensgebend.

Die weitere Strecke führt im Wechsel von Aufstiegen und Gefällen auf guten Waldwegen oberhalb der Wupper entlang. Bei LEHMKUHLE (ca. km 35) wird die Westhausener Straße überquert; im Herbstwald führt die Laufstrecke dann parallel zur Hauptstraße und am ESCHBACH entlang, an dem auch der KELLERSHAMMER und der HÜTTENHAMMER liegen. Nach einer weiteren Überquerung einer durch die Polizei abgesicherten Straße verläuft der weitere Weg im wunderschönen ESCHBACHTAL. Bei km 38 – 40 ist ein letzter steilerer Abschnitt zu nehmen, bis bei km 40 an der Wermelskirchener Straße langsam der Abstieg zum Freizeitbad beginnt, wo viele begeisterte Menschen versammelt sind, die das Finish der MARATHONIS und die weitere Reise der ULTRAS mit ihrem Beifall begleiten.

 

VOM HALBMARATHON- zum MARATHON-ZIEL

Leider gibt es keinen PENDELVERKEHR zwischen dem Halbmarathonziel Clemenshammer und dem Marathonziel Im Freibad Eschbachtal. Dort hatte ich nämlich meine Kleider deponiert, in der Hoffnung, doch den Marathon zu laufen. Also müsste ich eigentlich erst zum Sportzentrum Hackenberg zurück und von dort zum Marathonziel – und in meinen nassgeschwitzten Klamotten ist das tödlich ... doch ich finde mit HERRN HÖLLER einen sehr netten Herrn von den Remscheider Stadtwerken, der mich freundlicherweise direkt vom Halbmarathon-Ziel zum Marathonziel  am FREIBAD ESCHBACHTAL in seinem Wagen mitnimmt – vielen Dank für den außergewöhlichen Service !...

In eine blaue Mülltüte eingewickelt und mit einem weißen Shirt von Nele versehen, komme ich dann etwas schlotternd bei meinem Kleidersack im Marathonziel an. Doch die warme Dusche habe ich hier ganz alleine für mich – was müssen Sieger von einer solchen Situation träumen !

Frisch geschniegelt überrasche ich dann FLORIAN GLAHN mit meiner plötzlichen Anwesenheit: bisher ist noch niemand durchs Ziel gegangen – er ist wirklich heiß auf den 3. Abschnitt, als er von dem guten Ausgang meiner ersten Etappe hört ; dann wird auch schon der erste Läufer angekündigt – ein Staffelläufer ! Ist es vielleicht bereits CHRISTIAN ??  Doch nach 2:45:18 Stunden wechselt zunächst einmal die Mannschaft des ATV HÜCKESWAGEN (als Vorjahres-Zweite !) – weitere Minuten verrinnen und wir warten gespannt auf die nächsten Läufer : würde es CHRISTIAN gelingen, vielleicht einige Plätze gut zu machen – das ist ja immer die spannende Frage bei Staffel-Läufen !

Und da plötzlich taucht er mit seinem orangen Trikot am Horizont auf ! Als zweite Mannschaft und nach 2:51:48 Stunden wechseln CHRISTIAN und FLORIAN den Chip, und ab geht es für FLORIAN die 6:30 Minuten Vorsprung auf dem letzten Abschnitt noch gut zu machen: Würde er das wirklich schaffen, wäre das für alle Beteiligten und für uns eine Riesen-Überraschung !

CHRISTIAN fragt zunächst nach einem kühlen BIER – doch das gibt es erst im Ziel des Ultramarathon. Schade ! Deshalb duscht er erst mal. Dann suchen wir uns den ersten möglichen Pendelbus aus, um möglichst bald ins Sportzentrum Hackenberg zurückzufahren und den Zieleinlauf zu beobachten ! Dort sitzen auch schon die Cracks, die den Marathon in Zeiten von 3:05 bis 3:20 Stunden geschafft haben. Als wir noch im Bus warten sehen wir plötzlich KHALID GAZI aus Essen, der sich heute den ULTRAMARATHON vorgenommen hat. Wir schicken ihm unseren Beifall und die Anfeuerungsrufe mit auf den letzten Abschnitt ...

 

RESUMEE nach der ZWEITEN ETAPPE

CHRISTIAN und die Läufer im Bus berichten von den Beschwernissen des zweiten Abschnittes – für CHRISTIAN war es sein schwerstes und bisher auch langsamstes Halbmarathon-Rennen überhaupt: 1:23:17 Stunden für ihn, obwohl er  doch mit einer Zeit von unter 1:20 Stunden geliebäugelt hatte. Die mörderischen Steigungen und Gefälle haben jedoch von ihm alles abverlangt und an der Substanz gezehrt. Er erzählt von zahlreichen Überholmanövern auf der Strecke  – immerhin 5 Staffelplätze hatte er gut gemacht, einfach toll ! Jetzt lagen wir schon auf Platz 2 – ein Podestplatz ! 

 

DIE DRITTE ETAPPE (bis km 63,3)

Die dritte Etappe beginnt zunächst mit einem relativ steilen Anstieg durch den Wald ! Das ist eine harte Herausforderung für alle, die sich fürs Weitermachen entschieden haben. Auf der Höhe fast angekommen und in der Nähe der RASTSTÄTTE REMSCHEID geht es dann unter der brummenden Autobahn A 1 hindurch; von dort aus kann man bereits in der Entfernung die Staumauer der ESCHBACHTAL-SPERRE erkennen. Diese Stauseen bestimmen den letzten Abschnitt der Strecke zunehmend. An der rechten Seite wird zunächst ein steiler Anstieg genommen, der dann zu einem guten und flachen Wegstück entlang des Stauseeufers  führt.

Die Eschbachtalsperre ist die erste Trinkwasser-Talsperre in Deutschland; sie stellt eine Pionierleistung des Wasserbaus dar. Bei der Eröffnung im Jahr 1891 war sie ein wichtiger Meilenstein in der wirtschaftlichen Entwicklung von Remscheid dar. Sie wurde von dem Wasserbau-Architekten Otto Intze als Gewichtsstaumauer gebaut. Dieses  Bauwerk war später Vorbild für eine Vielzahl von weiteren sogenannten Intze-Staumauern. Daneben gibt es aber auch andere Bauformen für Talsperren. Bei der Sanierung 1991 – 1994 wurde eine 35 cm dicke Dichtwand aus Beton und einen Kontrollgang an der Wasserseite sowie eine neue Drainage, Entnahmeanlage und Messeinrichtungen eingefügt.

Nach dem Verlassen des Stausees steigt auf den folgenden Kilometern der Weg ständig leicht an. Erst bei der Ortschaft  BERGISCH-BORN führt der Weg wieder leicht abwärts. Kurz vor der Ortschaft HÜCKESWAGEN wird die wichtige Zwischenzeit für 50km genommen. Die Wegstrecke ist jetzt landschaftlich viel offener und führt über weite, abgeerntete Felder, grüne Wiesen und durch kleinere herbstlich gefärbte Waldstücke hindurch. In der Ferne sieht man die Häuser verschiedner Ortschaften. Bei km 55 geht es dann auf einer leicht abschüssigen Teerstraße nach OBERFELDBACH. Das glatte Straßenprofil ist eine wundersame Erholung für die stark geschundenen Beine, die jetzt schon fast 1.000 Höhenmeter an Steigung und Gefälle hinter sich haben. Nur noch 8km sind jetzt noch zu schaffen. Wer bis hierher gekommen ist, läuft auch zuende !

Bei km 57 erreichen die Läufer die moderne WUPPER-TALSPERRE, die seit 1987 als ein Rückhaltebecken zum Hochwasserschutz und zur Speicherung von Wasser in den Sommermonaten bei niedrigem Pegel dient. Die Steinschüttung ist ca. 40 m hoch. Auf dem leicht geschotterten Weg läuft es sich gut am bewaldeten Ufer entlang mit schönem Ausblick über den See auf das begrünte Gegenufer. Nach der Überquerung der Bundesstrasse B 229 - wieder unter Polizeischutz - erreichen die Läufer bei km 60 die letzte, sehr gut ausgestattete Verpflegungsstelle: hier gibt es auch Cola neben den Iso-Getränken, Wasser, Bananen und Riegel. Das tut gut.... Nebenbei erfährt man aber das nochmals eine ziemliche Steigung auf die Läufer wartet. Erstmal geht es aber weiter am Seeufer entlang; dann folgt aber bei km 62 wie aus dem Nichts heraus ein Knick nach Links und dann die STEIGUNG – das tut richtig weh, viele können hier nur noch aufwärts gehen ....

Die ersten Wohnhäuser kündigen das Zielgebiet Hackenberg an. Auf der Strasse nimmt dann die Steigung immer weiter ab – die letzte Kuppe wir genommen und schon geht es die letzten 400 Meter leicht abwärts zum Sportzentrum ins Ziel, wo viele hunderte Zuschauer die Läufer mit kräftigem Beifall begleiten. Jeder der es geschafft hat wird namentlich beglückwünscht.

 

VOR DEM ZIELEINLAUF im SPORTZENTRUM HACKENBERG

Am Sportzentrum haben sich viele Hunderte von Menschen versammelt: Angehörige, Freunde, Mannschaftskameraden und das lokale Publikum. Es gibt zahlreiche Buden und Stände, die für die Verköstigung sorgen. Als wir eintreffen ist es aber schon 12.30 Uhr – also bereits 4 Stunden nach dem Start des Rennens. Zunächst gibt es das ersehnte Bier für CHRISTIAN und MICH. Für FLORIAN wird gleich ein volles Glas zum Ziel mitgenommen – denn wir erwarten ihn ja schon in den nächsten 20 Minuten. Doch noch gibt es keine Vorab-Information von der Strecke : es wird richtig spannend !

Dann endlich : das Führungsfahrrad erscheint und der erste Etappenläufer wird angekündigt – die Spannung steigt bei den Zuschauern und uns ! Da plötzlich taucht über der Kuppe ein Läufer auf : weißes Trikot ! Ist es FLORIAN ? Jaaaa ! Er hat seine typische weiße Kappe auf und läuft leichtfüßig dem Ziel entgegen ! CHRISTIAN und ich fallen uns in die Arme bevor FLORIAN die Zielgerade erreicht hat . Schnell noch ein paar Fotos vom Zieleinlauf !

Der Sprecher am Ziel scheint zu zögern : „Der Sieger kommt von der Staffel des A...., ja des ALFRIED KRUPP KRANKENHAUS ! Das ist ein Krankenhaus in Essen !“ fügt er schnell noch als Erklärung hinzu, denn eigentlich hatte man ja einen Laufverein erwartet – das ist neu in der Geschichte des Röntgenlaufes !

FLORIAN, CHRISTIAN und ICH liegen uns glücklich in den Armen – wir können es immer noch nicht fassen. Als wir am Morgen aus Essen losgefahren waren, hatten wir „Null Erwartung“ auf einen Podestplatz und nun das . Platz 1 bei einem durchaus renommierten Landschaftslauf in Deutschland in einer Zeit von 4:14:45 Stunden !   

Wir erhalten jetzt alle drei die ULTRAMARATHON-Medaille. Sie ist etwas besonderes, was nur derjenige bekommt der es bis hierher geschafft hat – im Jahr 2006 im Einzelwettbewerb 41 Frauen (die schnellste in 5:30:31 Stunden) und 271 Männer ( der Schnellste in 4:38:03 Stunden) und dazu die ca. 60 Staffeln.

Nach der Medaille gibt es noch einmal die komplette Getränke-Auswahl, Riegel und die berühmte Marathonschnecke. Doch wir genießen zu DRITT erst mal unser BIER, machen FOTOS und lassen den Nachmittag in der Sporthalle bis zur SIEGEREHRUNG gemütlich bei Gesprächen, Getränken und Futter ausklingen.

Die Frau Oberbürgermeisterin selbst beglückwünscht uns; dazu werden die Siegerurkunde, und ein „Siegerpokal“ in Form einer Schieferplakette und eine Flasche Sekt überreicht – das Siegerfoto als Gruppenbild ! Dann brechen wir auf und treten den Rückweg nach Essen an ...

 

RESUMMEE

 

Glück mit dem Wetter ! Tolle Betreuung, super Verpflegung, begeistertes Publikum, lockere und heitere Stimmung unter den Läufern aller Laufstrecken – ja, dieser 6. Röntgenlauf war wieder ein großer Erfolg für die Veranstalter und für uns selbst !

 

 

WIR KOMMEN WIEDER ...